Porträt Sebastian Sailers um 1765, gefertigt von den bekannten Augsburger Kupferstechern der Gebrüdern Göz

Herkunft und Familie

Der erste deutsche Mundartdichter, Sebastian Sailer, wurde am 12. Februar 1714 in Weißenhorn geboren und getauft auf den Namen Joan Valentinus. Seine Eltern waren Johannes Sailer und Anna Maria, geborene Kuen, als Taufpaten fungierten Petrus Stempfle und Anna Maria Prechtin (Taufeintrag auf Seite 579 der Weißenhorner Taufmatrik von 1661 – 1729).

Die Sailers waren keine alte Weißenhorner Familie, erst Sebastians Großvater Sixtus Sailer war mit seiner Frau  Elisabeth zwischen 1655 und 1675 nach Weißenhorn gekommen, um das 1655 von den Fuggern gekaufte Bräuhaus als Braumeister zu übernehmen. 1675 ist in den Weißenhorner Matriken die Geburt von Sebastians Vater Johann verzeichnet. Woher Sixtus und Elisabeth Sailer kamen wissen wir nicht. Sie haben Weißenhorn später auch wieder verlassen, da ihr Tod in den Matriken nicht verzeichnet ist.

Stammtafel der Weißenhorner Familien Sailer und Kuen.

Sebastians Vater Johannes war gräflich-fuggerischer Amtsschreiber. Seine Ausbildung hierfür hatte er u.a. an der Universität Dillingen erhalten. Die Mutter Anna Maria entstammte der ebenfalls erst vor kurzer Zeit eingewanderten und aus Pfunds in Tirol stammenden Familie Kuen.

Sailers Klosterzeit

Sebastian kam schon als Kind ins Kloster Obermarchtal an der Donau, etwa 40 km westlich von Ulm. Nach dem Abschluss seiner Schulzeit wurde er dort zum Priester ausgebildet, nahm 1730 den Ordensnamen Sebastian an und legte 1732 die Ordensgelübde ab. Nach seiner Priesterweihe 1738 war er als Lahrer an der Klosterschule tätig, bis er als Hilfsgeistlicher in verschiedene Klostergemeinden geschickt wurde. Seine Lebensaufgabe fand er in der Betreuung der weit abgelegenen Gemeinde Dieterskirch, die er von 1753 bis 1771 als Pfarrverwesen betreute.

In der dörflichen Abgeschiedenheit fand er die Zeit sich seiner schriftstellerischen Arbeit und Predigertätigkeit zu widmen. Nach einem Schlaganfall musste er 1771 ins Kloster zurückkehren. Dort starb er am 7. März 1777, seine letzte Ruhestätte fand er in der Mönchsgruft Obermarchtals.