Bildnis und Autograph des 79-jährigen Augsburger Domkapitulars Christoph von Schmid
Blick von der Kapelle Maria Schnee durch die alte Lindenallee hinunter nach Nassenbeuren. Ein Lieblingsplatz von Christoph von Schmid in seiner Nassenbeurer Zeit. Unten der goldüberladene Altarraum der sehr reich ausgestatteten Kapelle.

Das nebenstehende Bildnis zeigt den 79-jährigen Augsburger Domkapitular Christoph von Schmid. Heute fast vergessen, war er einer der bekanntesten Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Seine zahlreichen, christlich fromm geprägten Erzählungen für Kinder erreichten hohe Auflagen und wurden in mehrere Sprachen übersetzt in vielen Ländern verbreitet. Da er in seinen späten Jahren drei Bände mit seinen Lebenserinnerungen veröffentlichte, einen vierten Band steuerte sein Neffe Albert Werfer bei, können wir seinen Lebensgang gut nachverfolgen.

Christoph von Schmid kam am 15. August 1768 in Dinkelsbühl zur Welt. Sein Vater Johann Friedrich Schmid stammte aus Altenberg, heute ein Ortsteil der Gemeinde Syrgenstein im Kreis Dillingen a. d. Donau. Er wurde dort 1742 als Sohn des Lehrers Johann Ulrich Schmid geboren, kam aber in Diensten des Augsburger Domkapitels als Deutschordensamtsschreiber nach Dinkelsbühl. Hier wurde er sesshaft, heiratete Maria Hartel, die Tochter eines Dinkelsbühler Ratsherrn, mit der er im Laufe der Jahre zwölf Kinder hatte. Christoph von Schmid war der älteste, ihm folgten acht Brüder und drei Schwestern.

Unter schwierigen finanziellen Verhältnissen, der Vater war erst 42-jährig 1784 gestorben, studierte er an der Universität Dillingen und trat dort 1787 ins Priesterseminar ein. Seine Studienzeit wurde insbesondere geprägt durch seinen Lehrer Johann Michael Sailer, den späteren Bischof von Regensburg. Die Priesterweihe erhielt er 1791, seine Primiz feierte er in seiner Heimatstadt Dinkelsbühl. Nach kurzer Zeit im Seminar in Pfaffenhausen konnte er im November 1791 seine erste Kaplanstelle in Nassenbeuren bei Mindelheim antreten. Er blieb dort bis 1795. In seiner Nassenbeurer Zeit schrieb er 1794 „Ihr Kinderlein kommet“, eines der bis heute bekanntesten Weihnachtslieder.

Als ein Bekenntnis zu seinem zwischenzeitlich abgesetzten Lehrer und Freund Johann Michael Sailer ist Schmids Wechsel seiner Kaplanstelle zu Pfarrer Feneberg nach Seeg zu sehen. Das Pfarrgebier war weit, die klimatischen Verhältnisse rauh und kalt, die notwendige Seelsorge war nur unter Entbehrungen zu bewerkstelligen. So wundert es nicht, dass bereits 1796 ein erneuter Wechsel seines Wirkungsortes anstand. Er nahm eine schlecht dotierte Stelle als Kapellbenefiziat, verbunden mit dem Amt eines Schulleiters, in Thannhausen an der Mindel an. Es begann damit seine fast drei Jahrzehnte andauernde Tätigkeit für die neuen Dienstherren, die Grafen Stadion. Für die neue Tätigkeit als Lehrer und Schulleiter war Schmid bestens gerüstet, seine jeherige Liebe zu den Kindern trat jetzt mächtig hervor. Aus einfachen Anfängen entwickelte sich innerhalb weniger Jahre seine überaus erfolgreiche Tätigkeit als Schriftsteller im Dienst der Kinder und ihrer Erziehung.

Frühe Veröffntlichungen Schmids aus seiner Thannhauser Zeit. „Das Glück der guten Erziehung“ erstmals 1796 im Jahr seines Umzugs nach Thannhausen erschienen, teils in Schreibschrift gesetzt. Hier die dritte Auflage von 1806. Die „Biblische Geschichte für Kinder“ erschien zuerst 1801, hier der zweite Teil in der zweiten Auflage 1804.

Schmids Wirken in Thannhausen war erfüllend und erfolgreich, dass er ehrenvolle Berufungen auf andere, einflussreichere Posten ablehnte. Erst nachdem sich die Verhältnisse in Bayern grundlegend verschlechterten, versuchte er eine besser dotierte Pfarrstelle zu erhalten. Nachdem ihm dies nicht gelang, bewarb er sich bei seinem Patronatsherren, dem Grafen Stadion, um die in Württemberg liegende, frei gewordene Pfarrstelle in Oberstadion, die er im März 1816 antrat. Zehn Jahre wirkte er auch hier erfolgreich, bis er 1826 als Domkapitular nach Augsburg berufen wurde. Somit kehrte er bei seinem Amtsantritt 1827 wieder nach Bayern zurück. In den folgenden Jahrzehnten fruchtbarer Tätigkeit in Augsburg gingen zahlreiche Kinderbücher aus seiner Feder hinaus in die Welt. Sie erlebten hohe Auflagen und wurden in viele Sprachen übersetzt, dies obwohl sein Amt als Domkapitular mit vielen Aufgaben verbunden war, u.a. hatte er einen neuen Katechismus für das Bistum Augsburg zu erarbeiten, der sich, obwohl von Rom bestens aufgenommen, in Deutschland nicht durchsetzen konnte.

Mit zunehmendem Alter kam Schmids Leben in ruhigere Bahnen. Er lebte, betreut von seiner Schwester Franziska, im Domkapitularshaus mit kleinem Garten in der Karmelitergasse und konnte sich vermehrt seinen Liebhabereien, alten Büchern und der Kunst widmen. 

Der Eintritt ins achtzigste Lebensjahr wurde in seiner Vaterstadt groß gefeiert, denn Schmid war einer der berühmtesten Bürger der Stadt.

Seine Gesammelten Schriften, 1841 begonnen, lagen 1846 komplett in 24 Bänden vor. Schmid machte sich jetzt vor seinem Lebensende mit aller Kraft daran seine Lebenserinnerungen zu schreiben. Band 1 und 2 erschienen 1853,   Band 3 kam 1855 dazu. Der vierte Band erschien, zusammengestellt von seinem Neffen Albert Werfer erst 1857.

1854 suchte die Cholera Augsburg heim, viele Tote hatte die Stadt zu beklagen. Im Juli starb seine Schwester Franzika, im August Therese Werfer, eine weitere Schwester, die zu Franziskas Ersatz gekommen war und am 3. September starb der berühmte Autor und Kinderfreund, Domkapitular Christoph von Schmid im 87. Lebensjahr. Zwei Tage später wurde er auf dem alten Friedhof der Stadt, an der heutigen Hermannstraße gelegen, beerdigt.

Festschrift zu Schmids achtzigstem Geburtstag
Der Gottesacker an der Augsburger Hermannstraße mit der Friedhofskirche St. Michael Mitte des 18. Jahrhunderts