Isabelle Dillier

 Zürich   3. Januar 1913  –  Kilchberg   10. Dezember 2011

Die Malerin Isabelle Dillier Mitte der 1930er Jahre bei einem Ausflug auf den Monte Brè, den Hausberg Luganos. Rechts hinter ihr der damals recht bekannte Schweizer Maler Hermann Gattiker, ihr malerischer Ziehvater, in dessen Haus in Rüschlikon am Zürichsee sie seit 1934 malte und lebte.

Isabelle Dilliers Familie spiegelt die Zusammensetzung der Confoederatio Helvetica exakt wieder. Ihr Vater Josef Dillier entstammte einer alteingesessenen Sarner Familie, seine Vorfahren lebten jedoch lange in Frankreich, in der Nähe von Lyon. Auch er wurde noch dort geboren, kam jedoch, als der Vater mit seiner Familie heimkehrte, wieder nach Sarnen, wo die Dilliers noch ihr Heimatrecht besaßen. Später zog er nach Zürich, arbeitete als Modellschreiner, seine Frau war Damenschneiderin. Hier wurden die zwei Töchter Flora (6. November 1910) und  Isabelle Rosa (3. Januar 1913) geboren. Die Familie lebte in der Flössergasse. Die Familie der Mutter Isabelles, Maria Müntener, lässt sich im Kanton St. Gallen, in den Gemeinden Grabs, Buchs und Sevelen, bis in den Anfang des 16. Jahrhunderts in den Kirchenbüchern verfolgen.

Isabelles Ehemann Carlo Ghirardelli jun. entstammte einer norditalienischen Familie aus Predore am Lago d‘ Iseo, wurde jedoch 1907 in Bellinzona geboren, wo sein Vater Carlo sen. Gymnasiallehrer war. Später lebte er in Zürich, 1936 erhielt er auch die Schweizer Staatsbürgerschaft. Sein Vater Carlo sen. hatte in die Züricher Juweliersfamilie Schelhaas eingeheiratet, deren Vorfahren Ende des 18. Jahrhunderts als Goldschmiede aus Kassel eingewandert waren.

In den 1920er Jahren lebte  die Familie Schelhaas in der Feldeggstraße und betrieb ein Geschäft mit Gold- und Silberwaren in der Bahnhofstraße 36. Die von ihnen hergestellten massiven Silbertabletts kann man noch heute auf Schmuck- und Silberauktionen auffinden. Carlo jun. arbeitete als Bijoutier im Geschäft der Familie und ab dem Ende der 1920er Jahre bei der Luzerner Firma Gübelin, die damals an dieser Adresse eine Züricher Filiale eröffnet hat.

Isabelle Dillier suchte ihre berufliche Zukunft in einer künstlerischen Betätigung. Als bestens geeignete Ausbildungsstätte hierfür gab es in Zürich seit 1878 eine Kunstgewerbeschule, die Jungen und Mädchen ab einem Alter von 15 Jahren offenstand. Isabelle erhielt ihre künstlerische Ausbildung als Malerin, Zeichnerin und in der Tapisseriekunst  unter der Leiterin der Kunstgewerbeschule Zürich Sophie Taeuber-Arp. Auch in Paris hat sie einen Teil ihrer Ausbildung erhalten.

Ab 1934 lebte sie als Schülerin des Malers Hermann Gattiker in dessen Atelierhaus in Rüschlikon am Zürichsee. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts hatte sich dort eine kleine Malerkolonie entwickelt.  Später hat sie dieses Haus von Gattiker erworben, lebte darin mit ihrer Familie und arbeitete im großen Atelier  bis zu ihrem Tod 2011. Bis zu seinem Tod 2024 lebte danach noch ihr Sohn Gennaro in diesem Haus. Die lange und enge Zusammenarbeit mit Gattiker hat sie sehr geprägt, trotzdem ist sie stilistisch und thematisch sehr vielseitig und hat einen unabhängigen und beachtbaren Weg durch die Kunst gefunden.

Mit Hermann Gattiker fuhr sie zum Malen in die Schweizer Berge und sie entdeckte mit ihm den mediterranen Süden, Ligurien und später vor allem auch die Provence.

Viele Jahre nach seinem Tod (1950) entdeckte sie auf der anderen, afrikanischen Seite des Mittelmeers,  das Sand- und Felsenmeer der Sahara. Mehrfach war sie dort unter einfachsten Reisebedingungen unterwegs, zu erkunden, erleben, skizzieren und zu malen.

Die Bilder davon, aber auch all ihre anderen Gemälde und Zeichnungen waren auf Ausstellungen in der Züricher Umgebung zu sehen. Das Schweizer SIKART-Lexikon listet immerhin 13 Ausstellungen von ihr auf.

Am 10.12.2011 starb Isabelle Rosa Ghirardelli-Dillier in Kilchberg bei Zürich.

Lassen wir Isabelle Dilliers Leben noch einmal in Bildern an uns vorüberziehen

1919 in der Grundschule im weißen Kleid in der Mitte der ersten Reihe
Beim Segeln auf dem Zürichsee
Auch Kunst am Bau gehörte zu ihren Arbeitsbereichen
Als junge Mutter im Strandbad Rüschlikon
Mit zwei Feneks, die sie aus Nordafrika mitgebracht hat
In ihrem Atelier
Als Mädchen im Fotoatelier
Mit Hermann Gattiker auf Reisen im Süden
In feiner Gesellschaft im kleinen Schwarzen

Mit diesem Bild ist Isabelle Dillier mir erstmals begegnet.

An der Sihl (Fluss in der Nähe ihres Wohnortes Rüschlikon am Zürichsee)

 

 

Isabelle Dilliers Lehrer Hermann Gattiker ________________________________________________________

Hermann Gattiker in den 1940er Jahren

Ihr Lehrer Hermann Gattiker, 1865 in Zürich Enge als Sohn eines Gärtners geboren, hatte von 1880 bis 1883 auch die Kunstgewerbeschule in Zürich besucht, ging danach zur Fortsetzung seiner Ausbildung an die Dresdner Akaemie. Da er es dadurch als Zeichner, Landschaftsmaler und Radierer zu beachtlichen Fähigkeiten brachte, durfte er viele Jahre sogar einen sächsischen Prinzen in dessen malerischen Fähigkeiten schulen. Erst als Dreißigjähriger kehrte Gattiker in den Süden zurück, zunächst nach Karlsruhe, 1899 an seine frühere Ausbildungsstätte, die Kunstgewerbeschule Zürich, um hier zu lehren. Sichtlich unzufrieden mit den vorgegebenen Lehrmethoden verließ er diese aber schon wieder 1902. In dieser Zeit war er in vielen kunstbürokratischen Funktionen der Region Zürich tätig und hatte dadurch viel Einfluss auf den Kunstbetrieb dieser Region.

Das von Hermann Gattiker in Rüschlikon, Langhaldenstraße 1 gebaute Wohnhaus mit Atelier, in dem ab 1934 auch Isabelle Dillier lebte
Portrait Hermann Gattikers, gemalt von seiner Schülerin Isabelle Dillier
Hermann Gattiker in seinen letzten Lebensjahren

Sein Wohnort Rüschlikon am Zürichsee wurde mehr und mehr zum bestimmenden Zentrum seines Lebens. Er baute sich dort in der Langhaldenstraße 1, unterhalb des sogenannten Brahmshauses ein Wohnhaus mit Atelier, das später in den Besitz seiner Schülerin Isabelle Dillier überging. Mit seinen Sommermalkursen zog er viele Kollegen und Schüler an. Dadurch entwickelte sich in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts eine lebendige Malerkolonie in Rüschlikon, die sich aber nach wenigen Jahren wieder zerstreute. In späteren Zeiten verbrachte er seine Sommer oft im Süden, in Norditalien und der Provence. 1950 verstarb Hermann Gattiker in Rüschlikon.

Ein Urlaubsbild aus Tossa de Mar _______________________________________________

Alte Fischerboote am Strand von Tossa de Mar.

Das Bild oben zeigt eine Ansicht am Strand von Tossa de Mar, mit den alten Holzbooten in den typischen Formen der Balearengegend.  Entstanden ist es 1956. Die Familie Ghirardelli-Dillier war hier Mitte der 1950er Jahre in Urlaub. Das Foto rechts oben zeigt die Boote am Strand und das kleine Gebäude, im Vordergrund der Sohn Gennaro, hoch auf einem Felsen. Isabelle Dillier hat, wie man auf dem unteren Bild sieht,  die Urlaubszeit häufig malend am Strand verbracht. Das kleine Landgut „Sa Paume“, am Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut, mit seinen sieben landwirtschaftlichen Gärten ist längst in den Touristenströmen untergegangen. Heute ist das ganze Areal überbaut vom Golden Mar Menuda Hotel.

Gennaro Dillier in Tossa de Mar
Isabelle Dillier malt am Strand von Tossa de Mar

Links mit weiteren Informationen _______________________________________________

Bericht im Thalwiler Anzeiger zu einer Ausstellung der 93-jährigen Malerin in der art station Zürich 2006

http://www.artstation-zuerich.ch/Presse/awt04_035.pdf

Ein 2023 verkauftes Bild:

https://www.ricardo.ch/de/a/superbe-peinture-recto-verso-huile-sur-bois-signee-dillier-1222957818/#image_gallery_fullscreen

Bericht ihres Sohnes Gennaro Ghiradelli über die Fotosammlang der Familie:

https://www.ekws.ch/de/aktivitaeten/news/news-item-12

https://www.isek.uzh.ch/dam/jcr:640e1c54-31f7-46b1-8541-46941c91bb63/SG_Jubil%C3%A4umsmagazin_2021.pdf

Video zur Ausstellung Künstlerinnen in Rüschlikon 2020

Flyer zur Gedächtnisausstellung Afrika bei den Kulturtagen Rüschlikon 2022:

http://www.kulturueschlikon.ch/wp1/wp-content/uploads/2022/10/Kulturueschlikon_agenda_4_2022_v2.pdf

Flyer zur Eröffnung der Ausstellung 2022

Dissertation von Kathrin Frauenfelder zur Geschichte der Kunstsammlungen des Kantons Zürich:

https://www.zora.uzh.ch/id/eprint/156846/2/20183377.pdf

Liste ihrer Ausstellungen im SIKART-Lexikon:
 
 
Liste der Veröffentlichungen von und über sie im SIKART-Lexikon:
 
 
 

Das kleine Bild (11 x 17 cm) mit den zwei auf Eseln reitenden Orientalen am Strand, entstand wohl, zumindest vom Motiv her, auf einer ihrer Nordafrikaaufenthalte. Es war wohl die besondere Stimmung in der Sand- und Steinwüste der Sahara, die sie in ihren späteren Jahren immer wieder anzog.

Der 2024 verstorbene Gennaro Ghirardelli, das einzige Kind Isabelle Dilliers, war u.a. Ethnologie und hat zu Dokumentationszwecken mehrere Syrienaufenthalte absolviert. Das dabei entstandene Fotomaterial hat er 2015 dem Fotoarchiv der Schweizer Gesellschaft für Volkskunde übergeben. Nach dem Tod seiner Mutter hat er die gesammelten Fotos der Familie ebenfalls diesem Archiv anvertraut. Etwa 2000 Bilder dokumentieren die Geschichte der Familie und sind im Archiv, aber auch im Internet frei zugänglich. Alle Schwarzweißfotos dieser Seite stammen aus dieser Sammlung, die unter folgendem Link

https://www.ekws.ch/de/archiv/sammlungen/SGV_18

einsehbar ist. Die Bilder sind für die Seite passend zugeschnitten, ansonsten weitgehend unbearbeitet eingefügt worden. Ich bedanke mich ausdrücklich bei Gennaro Ghirardelli und der SGV, dass sie diese Zugänglichkeit geschaffen haben.

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