Johannes Kähn 1810 - 1874
Waren bislang nur Vertreter Mittelschwabens in Erscheinung getreten, gibt es bald zunehmend Autoren aus Nord- und Südschwaben, so den Rieser Johannes Kähn. Er ist 1810 in dem vor den Toren Nördlingens, gleich hinter der Kaiserwiese auf der alljährlich das Scharlachrennen und die Nördlinger Messe stattfinden, gelegene Dorf Baldingen geboren. Sein Vater plant für ihn eine berufliche Zukunft beim Militär und lässt ihn die Lateinschule in Nördlingen besuchen. Er trifft dort auf den ebenfalls 1810 geborenen Mitschüler und späteren Schriftsteller Melchior Meyr aus Ehringen, dem er sein ganzes Leben freundschaftlich verbunden bleibt. Kähn macht anschließend eine Ausbildung zum Veterinär, bekommt aber wegen einer schweren Erkrankung zunächst keine passende Anstellung und muss als Gehilfe in der väterlichen Schmiede arbeiten. Schon seit jeher interessiert er sich für die alten Volksbräuche und Überlieferungen seiner Rieser Heimat und schreibt auch seit seiner Jugend Gedichte. Den schon lange gehüteten Bestand an Mundartgedichten veröffentlicht er 1862 bei C.H.Beck in Nördlingen.
Ab der zweiten Auflage, die 1872 ( 3.Aufl. 1894 – 4.Aufl. 1921) erscheint, trägt der Titel den Zusatz: Mit einer Recension von Melchior Meyr. Die Rezension sucht man im Buch vergebens, der Hinweis bezieht sich ledig auf die Tatsache, dass Kähns Freund Melchior Meyr zum Erscheinen des Buchs 1862 eine Rezension in der Zeitschrift Der Sammler (31.1862, S. 136) veröffentlicht hat.
Das Buch macht Kähn in seiner Rieser Heimat bekannt, außerhalb dieser Region wird es allerdings kaum wahrgenommen. Seine Späße sind zu brav, zu altväterlich.
Nach langen Jahren des Wartens erhält er doch noch eine Zulassung als Distriktstierarzt in Nördlingen. Er lebt jetzt zufrieden in seiner Heimat, das Dichten tritt für ihn in den Hintergrund. 1874 stirbt er nach kurze Krankheit im Vaterhaus in Baldingen. Seine Rieser Gedichte erscheinen noch in zwei weiteren Auflagen 1894 und 1921.



