Wandkachel aus dem Nachlass der Ulmer Künstlerin Johanna Fehl (1897-1951)
Noch eine exotische Schöne auf der oberen Kachel und rechts ein glasierter Anhänger mit stilisierten Blüten.
Johanna Fehl als Heranwachsende im Harlekinkostüm

Die zwei Schönen leuchten von einer glänzend glasierten Wandkachel zu uns her. Gefertigt hat sie die Ulmer Künstlerin Johanna Fehl, wohl in den 1930er oder 1940er Jahren.

Väterlicherseits stammte sie aus einer Ulmer Bäckerfamilie. Schon das Helb`sche Adressbuch Ulms aus dem Jahr 1865 führt ihren Urgroßvater Johann Martin Fehl als Brotfabrikanten im Haus Nr. A 312 in der Kleinen Herdbruckerstraße auf. Dessen Sohn, ihr Großvater Johannes Fehl vertrieb das bekannte Ulmer Zuckerbrot später überregional und durfte sogar die Bezeichnung Hoflieferant führen. Ihre Mutter entstammte der bedeutenden Ulmer Schiffmeister- und Holzhändlerfamilie Scheuffele, deren Stammbaum sich wie ein Verzeichnis der großen Ulmer Schifferzunft liest. Wir finden darin alle Namen der bekannten Schiffmänner Ulms., so u.a. Käßbohrer, Molfenter, Hägele und Schmalzigaug.

Geboren ist sie am 05.01.1897. Über ihr Leben haben wir nur sehr wenige Informationen. Von ihrer Ausbildung wissen wir nichts. Sie arbeitete ab den 1920er Jahren als Keramikerin und Kunstgewerblerin in Ulm, bemalte Teller, Gefäße, Leuchter und Wandkacheln. Ab 1930 wirkte sie nebenberuflich auch an der Ulmer Gewerbeschule.

Das Adressbuch Ulms aus dem Jahr 1939 zeigt die Standorttreue der Familie, denn sie betreibt noch immer im alten Haus, das jetzt die Bezeichnung Donaustraße 6 trägt, ihre Zuckerbrotproduktion. Zusätzlich ist nun die Kunstgewerbliche Werkstätte der Keramikerin und Porzellanmalerin Johanna Fehl aufgeführt, die hier, unweit des Ulmer Museums, lebte und arbeitete.

Nach ihrem Tod lebte hier noch ihre erst 1981 verstorbene ältere Schwester Julie.

Johanna Fehl als junge Frau auf der Ulmer Stadtmauer mit Blick zum Metzgerturm.

Als die Ulmer Künstler im Juni 1942 im Eichendorff-Haus in Berlin gemeinsam ausstellten, war auch sie, neben Martin Schaible, Albert Unseld, und Josef  Englert beteiligt.

Wie man hier in ihrer Werkstatt sieht, hat sie sich auch an große, schwer zu brennende Objekte herangewagt.
Kleiner Kerzenleuchter mit Anklängen an südamerikanische Formen.
Exotische Wasserholerin auf einer glasierten Wandkachel mit stark kontrastierenden Blau- und Orangetönen.
Zwei Zeitungsausschnitte, leider in schlechter Bildqualität, mit Fotos von der Gedächtnisausstellung im Ulmer Museum 1959.

1951 ist Johanna Fehl verstorben. Acht Jahre nach ihrem Tod, 1959 veranstaltete das Ulmer Museum im Rahmen der Ausstellung „Ulmer Kunst 59“ eine kleine Sonderschau  dieser Meisterin der leuchtenden Farben.

Vielleicht ein literarisches Abenteuer der Johanna Fehl, zumindest gerüchteweise, Josef Englerts „Die unterbrochene Reise“

Der Ulmer Studienrat Josef Englert, Mitaussteller auf der Berliner Ausstellung 1942, hat nach dem Krieg im Ebner Verlag einen Ulmer Bestseller veröffentlicht und man mag einem hartnäckigen Ulmer Gerücht gerne glauben, dass seine Künstlerkollegin Johanna Fehl das Vorbild für die Hauptfigur der Maria Holweg in „Die unterbrochene Reise“ gewesen ist.

Links der Umschlag und die Textbeschreibung der Keramikerin Maria Holweg, oben der Blick zum Metzgerturm auf einer Zeichnung Englerts im Buch. Eben hier steht Johanna Fehl auf dem Foto oben.
Ahnentafel von Johanna Fehl

Fast alle Bilder und Informationen für diesen Artikel hat mir Herr Dr. Günter Barnikel zur Verfügung gestellt, dem ich an dieser Stelle nochmals herzlich dafür danke.  Wenn auch Sie mehr über Johanna Fehl wissen, eigene Objekte, Informationen oder gar Bilder haben, würde ich mich über eine Kontaktaufnahme sehr freuen. Vielleicht könnten wir diese Seite mit Ihrer Hilfe noch verbessern.