Die zwei Schönen leuchten von einer glänzend glasierten Wandkachel zu uns her. Gefertigt hat sie die Ulmer Künstlerin Johanna Fehl, wohl in den 1930er oder 1940er Jahren.
Väterlicherseits stammte sie aus einer Ulmer Bäckerfamilie. Schon das Helb`sche Adressbuch Ulms aus dem Jahr 1865 führt ihren Urgroßvater Johann Martin Fehl als Brotfabrikanten im Haus Nr. A 312 in der Kleinen Herdbruckerstraße auf. Dessen Sohn, ihr Großvater Johannes Fehl vertrieb das bekannte Ulmer Zuckerbrot später überregional und durfte sogar die Bezeichnung Hoflieferant führen. Ihre Mutter entstammte der bedeutenden Ulmer Schiffmeister- und Holzhändlerfamilie Scheuffele, deren Stammbaum sich wie ein Verzeichnis der großen Ulmer Schifferzunft liest. Wir finden darin alle Namen der bekannten Schiffmänner Ulms., so u.a. Käßbohrer, Molfenter, Hägele und Schmalzigaug.
Geboren ist sie am 05.01.1897. Über ihr Leben haben wir nur sehr wenige Informationen. Von ihrer Ausbildung wissen wir nichts. Sie arbeitete ab den 1920er Jahren als Keramikerin und Kunstgewerblerin in Ulm, bemalte Teller, Gefäße, Leuchter und Wandkacheln. Ab 1930 wirkte sie nebenberuflich auch an der Ulmer Gewerbeschule.
Das Adressbuch Ulms aus dem Jahr 1939 zeigt die Standorttreue der Familie, denn sie betreibt noch immer im alten Haus, das jetzt die Bezeichnung Donaustraße 6 trägt, ihre Zuckerbrotproduktion. Zusätzlich ist nun die Kunstgewerbliche Werkstätte der Keramikerin und Porzellanmalerin Johanna Fehl aufgeführt, die hier, unweit des Ulmer Museums, lebte und arbeitete.
Nach ihrem Tod lebte hier noch ihre erst 1981 verstorbene ältere Schwester Julie.
Als die Ulmer Künstler im Juni 1942 im Eichendorff-Haus in Berlin gemeinsam ausstellten, war auch sie, neben Martin Schaible, Albert Unseld, und Josef Englert beteiligt.
Vielleicht ein literarisches Abenteuer der Johanna Fehl, zumindest gerüchteweise, Josef Englerts „Die unterbrochene Reise“
Der Ulmer Studienrat Josef Englert, Mitaussteller auf der Berliner Ausstellung 1942, hat nach dem Krieg im Ebner Verlag einen Ulmer Bestseller veröffentlicht und man mag einem hartnäckigen Ulmer Gerücht gerne glauben, dass seine Künstlerkollegin Johanna Fehl das Vorbild für die Hauptfigur der Maria Holweg in „Die unterbrochene Reise“ gewesen ist.