Weißenhorner Maler

Kunstmaler gab es früher selbst in kleinen Städten wie Weißenhorn. Sie befriedigten den Wunsch der Bürger nach einem Porträt, bemalten Häuser, arbeiteten in Kirchen und bemalten als Fassmaler Figuren und Altäre. In Weißenhorn war um 1700 Johann Wörsing in dieser Funktion tätig. Die dazu notwendigen Fähigkeiten erwarb man durch die Lehre in einer Meisterwerkstatt. So ließ der 1678 aus Pfunds in Tirol zugewanderte Jeremias Kuen zwei seiner Söhne, Johann Jakob und Johann Baptist in der Werkstatt von Johann Wörsing zum Maler ausbilden. Gemeinsam arbeiteten sie später in Weißenhorn, Johann Jakob betrieb diese Werkstatt in seiner Heimatstadt über Jahrzehnte. Die Arbeit hat wohl nicht für beide gereicht, denn Johann Baptist zog bald fort und ließ sich in Augsburg als Maler nieder. Diese Weißenhorner Werkstatt war leistungsfähig und erfolgreich und führte selbst größere Freskomalereien in den benachbarten Klöstern aus. Als Werkstattnachfolger bildet er seinen 1719 geborenen Sohn Franz Martin aus, der die Werkstatt seines Vaters zu ungeahnter Höhe entwickelt. Bevor dieser Ende der 1740er Jahre nach Weißenhorn zurückkehrt, bildet er sich bei bedeutenden Meister weiter, dass er in den folgenden gut 20 Jahren den Traum des Rokoko nach Licht und Helligkeit, nach spielerischer Leichtigkeit und Anmut, mit strahlender Leuchtkraft, wieder und wieder inszeniert.              

Sein intimstes Werk, dort wo man ihm am nahesten kommt, ihn förmlich greifen zu können glaubt, ist die kleine bezaubernde Kapelle des Illertisser Schlosses der Familie Vöhlin.  Steht er doch selbst an der Balustrade der Empore, neben dem Schlossherrn und  Auftraggeber Johann Joseph Freiherr von Vöhlin, um mit ihm das zarte kleine Deckenfresko zu betrachten, ja förmlich auf die Himmelfahrt Mariens zu warten, da sie doch im meisterlichen Bild  zu Wirklichkeit geworden scheint.                                              

Franz Martin Kuen rechts neben dem Auftraggeber Baron Vöhlin. Gemälde über der Eingangstür zur Empore der Schlosskapelle Illertisen, entstanden 1751.

Doch als er 1771 stirbt ist diese Zauberwelt am Verblassen. Seine Witwe führt die Werkstatt 1773 durch Heirat des erst 21jährigen Konrad Huber,  einem ehemaligen Schüler ihres Mannes zu. Die rauschartige Ekstase des höchsten Rokoko geht hinüber in die vornehm stille Eleganz des Klassizismus.

"Maria Himmelfahrt" Deckengemälde in der Schlosskapelle Illertissen 1751
Hauptaltar der Schlosskapelle Illertissen.