Heines vielleicht bekanntestes Werk, die Simplicissimus Bulldogge.

Eine der Glanzepochen des Münchener Kunstlebens ist das Jahrzehnt um die Jahrhundertwende des Jahres 1900. Zu den zentralen Künsterpersönlichkeiten dieser Zeit des Jugendstils, des Aufbruchs zu neuem Bildempfinden, ohne den diese Hochzeit der Münchner Kunst nicht vorstellbar erscheint, gehört der am 28. Februar 1867 in Leipzig geborene und am 26. Januar 1948 in Stockholm gestorbene Thomas Theodor Heine.   Er entstammte einer wohlhabenden jüdischen Fabrikantenfamilie und konnte seine berufliche Laufbahn ohne äußere wirtschaftliche Zwänge  nach seinen Neigungen und Talenten frei wählen.

1885 begann er seine Ausbildung an der Kunstakademie in Düsseldorf, er wurde jedoch 1886 wegen schlechten Betragens für ein Jahr von der Akademie verwiesen. In dieser Zeit studierte er von Februar bis Oktober 1887 an der Akademie in München, kehrte anschließend aber wieder zurück nach Düsseldorf. Die altertümlichen Ausbildungsszenarien in Düsseldorf, stupides Abzeichnen von Gipsfiguren und die Verweigerung des Lehrkörpers die Entwicklungen der modernen französischen Freiluftmalerei aufzunehmen, ließen ihn aber schon 1889 nach München zurückkehren. Genauer gesagt nach Dachau, denn hierher ging Heine, stillte seinen enormen Nachholbedarf an malerischer Freiluftbetätigung, schloss sich kurzzeitig einer Gruppe um den Maler Leopold von Kalckreuth an, verselbständigte sich bald wieder, um bis 1892, als er sich fest in München ansiedelte, sein Dachauer Dasein als malerischer Individualist fortzuleben.

29 Gemälde aus dieser Zeit weist Elisabeth Stüwe (von Dücker) in ihrer 1978 erschienenen Dissertation über den Maler Thomas Theodor Heine nach, nur ein kleiner Teil davon ist heute noch nachweisbar. Fast alle davon sind signiert oder zumindest monogrammiert, häufig als T T H oder dem bis heute bekanntesten, senkrecht übereinander und verbundenen TTH-Monogramm. Besonders in der Zeit seines ersten Münchner Aufenthaltes 1886/1887 sind diese Monogramm, wie auch bei der abgebildeten Arbeit, eingeritzt. In der Sammlung des Münchner Lenbachhauses befindet sich ein auch bei Elisabeth Stüwe (von Dücker) im Katalog der Gemälde aufgeführtes und [18]87 datiertes Bild, betitelt „Ammerseelandschaft“, das deutliche Ähnlichkeit in farblicher und zeichnerischer Hinsicht aufweist.

Gemälde mit der Darstellung einer der kleinen gotischen Kirchen in ihrem dörflichen Umfeld, das wohl im nördlichen Bereich der Stadt Dachau (Etzenhausen, Steinkirchen, Mitterndorf?) entstanden ist.

Der von Elisabeth Stüwe (von Dücker) erstellte Katalog der Gemälde Thomas Theodor Heines enthält auch die 106 Bilder, die 1927 als Sonderausstellung Heines bei der XIII. Ausstellung der Münchener Neuen Secession im Westflügel des Glaspalastes gezeigt wurden. Darunter sind sehr viele der ganz frühen Arbeiten, aus den Jahren 1886/1887 u.a. „Blühende Wiese“,  „Wiese“ und „Acht Landschaften vom Kochelsee“. Das oben dargestellte Bild könnte auch eine dieser Arbeiten sein. Es existieren leider keine Abbildungen dieser Bilder, auch ihr Verbleib ist derzeit nicht bekannt. Eine Klärung des Ortes der Darstellung ist damit nur schwer zu erreichen.