Altersbildnis von Prof. Franz Xaver Jann - Lithographie um 1820 von Veith, nach einem Gemälde von Konrad Huber, erschienen bei Joseph Lacroix in München

Franz Xaver Janns Herkunft, Familie und Ausbildung

Am 25.11.1750 wurde dem Weißenhorner Zinngießer Andreas Jann und seiner Ehefrau Magdalena, einer Schwester des bekannten Barockmalers Franz Martin Kuen , ein Sohn geboren, der auf den Namen Franz Xaver getauft wurde. Er war das zweite Kind von insgesamt achtzehn und der erste Sohn der Familie. Das Geburtshaus mit der Hausnummer 152 übernimmt später sein 1755 geborener Bruder Franz Joseph, zusammen mit der Zinngießerei des Vaters.

Im Alter von zehn Jahren nahm ihn sein gleichnamiger Onkel, der Pfarrer in Scheppach war zu sich, um ihn für die Priesterlaufbahn vorzubereiten und so schaffte er es mit 14 Jahren am Dillinger Gymnasium der Jesuiten aufgenommen zu werden. Nach drei Jahren trat er  1767 als Novize bei den Jesuiten ein. Die ersten zwei Jahre des Noviziats absolvierte er in Landsberg, dann drei Jahre in Ingolstadt und ab 1772 war er in Rottenburg als Lehrer angestellt. Doch schon ein Jahr später traf ihn ein schwerer Schicksalsschlag der seit weiteres Fortkommen schwer beeinträchtigte, die Auflösung des Jesuitenordens. Er hatte damit seine geistige Heimat verloren und die wirtschaftliche Perspektive seiner Zukunft verdüsterte sich schlagartig. 1774 wurde er endlich zum Priester geweiht und konnte mit seinem Onkel in Weißenhorn seine Primiz feiern. Schon nach kurzem Warten bei seinem Onkel in Scheppach erhielt er eine Hauslehrerstelle in Eichstädt und endlich, nach weiteren zwei Jahren hatte er das Glück die von ihm so lange ersehnte Lebensstellung als Professor am Augsburger Jesuitengymnasium St. Salvator antreten zu können.

Geburtseintrag von Franz Xaver Jann im Taufbuch der Pfarrei Weißenhorn am 25.11.1750

Janns Zeit als Lehrer und Erzieher im Augsburger Jesuitenkolleg St. Salvator

Haus Nr. 41 in Weißenhorn, heute Professor-Jann-Gasse 4, das Wohnhaus von Franz Xaver Jann von 1810-1828 in Weißenhorn

Der Jesuitenorden, gegründet 1540, war angetreten die Verluste an Mitgliedern und Einfluss, die die römisch-katholische Kirche in Folge der Reformation erlitten hatte, auszugleichen. Ihr Ziel war eine neue Missionierungsoffensive, sei es in fernen Ländern, z.B. in Südamerika, aber auch in den europäischen Kernländern des Katholizismus. Ihre Entwicklung, Wirkung und ihren Erfolg auf diesem gegenreformatorischen Weg verdanken sie ihrer Nähe und ihrem Interesse am Menschen, zudem setzten die Jesuiten auf barocken Prunk, sowohl in Kirchenbau und -ausstattung, als auch auf barocke Inszenierung, im Großen als Jesuitentheater, im Kleinen, im Bereich der Volksfrömmigkeit als „Krippentheater“.  Auch im Bildungsbereich waren die Jesuiten unermüdlich tätig, so gründeten sie in Bayern zahlreiche Kollegien, u.a. in Ingolstadt, Regensburg 1587, Amberg 1665, Burghausen, Mindelheim, Dillingen 1563, Altötting, München, Landshut, Straubing, Passau 1612  und Neuburg an der Donau.

 Das Augsburger Kolleg entstand durch eine fuggerische Stiftung 1582 in der heutigen Jesuitengasse und bestand, trotz der Ordensaufhebung 1773, noch bis zum Jahr 1806. Gegenreformatorische Bestrebungen zogen sich weit ins 18. Jahrhundert hinein, allerdings hatte sich der Gegner ganz still, fast unbemerkt gewandelt. Diesmal kam der Wind von oben und als die zwei mächtigsten Staaten Deutschlands mit Joseph II. und Friedrich II. Herrscher hatten, die dieser Bewegung, der sogenannten Aufklärung zugerechnet werden, war die jesuitische, gegenaufklärerische Position denkbar ungünstig geworden. Die Mitglieder des Augsburger Kollegs St. Salvator waren eine der letzten verbliebenen Speerspitzen, Franz Xaver Jann einer der eifrigsten Autoren dieser Gruppe. Der schriftstellerisch ausgetragene Kampf war verbissen, editorisch geprägt durch Anonymität, Pseudonyme, fingierte Druckorte und nahm mitunter Züge der Lächerlichkeit an.

Wohnhaus Janns in Weißenhorn ab 1810

Mit vollstem Einsatz kämpften Jann und seine Mitstreiter gegen die antiklerikalen Entwicklungen ihrer Zeit, doch letztendes mussten ihre Bestrebungen erfolglos bleiben. Die Aufklärung hatte stürmische Züge angenommen, Europa befand sich in einer nichts verschonenden Umbruchphase. Krieg war Alltag und alltäglich war die Not der süddeutschen Bevölkerung. Die neu entstandenen Königreiche Bayern und Württemberg mussten ihre territorialen Zugewinne machtpolitisch, wirtschaftlich und verwaltungsmäßig mühsam stabilisieren. Janns Heimat, das Schwaben zwischen Iller und Lech, war jetzt Teil Bayerns, seine Staatsmacht war königlich stolz und ängstlich nervös zugleich. In dieser Situation machte Jann einen schwerwiegenden Fehler, indem er seinem Bruder Joseph nach Weißenhorn schrieb, er solle seinen Sohn ins Ausland schicken, um damit einer Rekrutierung zu entgehen. Als der Brief in die Öffentlichkeit kam, brach viel Leid über Jann herein.

Janns Verbannung und sein Leben im Alter

Im April 1807 musste der Vaterlandsverräter Franz Xaver Jann seine Lehrtätigkeit am Kolleg Sankt Salvator in Augsburg aufgeben und Augsburg verlassen. Für seinen Lebensunterhalt wurde ihm eine sehr bescheidene Pension von 400 Gulden pro Jahr gewährt, die im hohen Alter noch durch eine Zulage von 100 Gulden durch den Magistrat der Stadt Weißenhorn erhöht wurde. Seinen Aufenthalt hatte er im früheren Franziskaner-Kloster in Füssen zu nehmen. Da er von Füssen aus zweimal seinen alten Freund Aemilian Hafner in Reutte in Tirol besuchte wurde er wegen unerlaubter Auslandsreisen wieder verwiesen und musste sich nach Ulm begeben, das bis 1810 zu Bayern gehörte. Das Betreten seiner Heimatstadt Weißenhorn wurde ihm dabei strengstens verboten. In der katholischen Diaspora der protestantischen Stadt Ulm ging es Jann gut, vielleicht wurde deshalb schon im Oktober bestimmt, dass er weiterziehen musste ins aufgehobene Benediktinerkloster in Oberelchingen. Hier blieb Jann bis 1810, als er die Genehmigung erhielt wieder nach Weißenhorn zurückkehren zu dürfen. Unverzüglich machte er davon Gebrauch und mietete sich im Haus des Schuster Lukas Reißler, damalige Hausnummer 41, heute Professor-Jann-Gasse 4, eine kleine Erdgeschosswohnung, die er, betreut von seiner Schwester Clara, bis zu seinem Tod am 19. Juni 1828 bewohnte.

 

Familienbuch Weißenhaus Haus Nr. 41, als Mitbewohner aufgeführt sind F.X. Jann und seine Schwester Klara

In seiner Heimatstadt fand er endlich die verdiente Ruhe, er verkehrte mit den Honoratioren der Stadt, erhielt Besuch von seinen zahlreichen ehemaligen Schüler und allabendlich besuchte ihn sein Freund der Maler Konrad Huber, der im Auftrag von Pfarrer von Zwerger in Illerberg auch ein Porträt von ihm malte. Da es später als Lithographie vervielfältigt wurde, können wir uns heute noch ein Bild von ihm machen.

In seinen letzten Jahren war er gesundheitlich stark beeinträchtigt durch eine, einer Erblindung gleichkommenden Cataracterkrankung beider Augen und riesigen Leistenbrüchen mit häufigen Einklemmungserscheinungen des Darms.     

 

Franz Xaver Janns Schriften

JANN TRAUER- UND LUSTSPIELE
Schriftenverzeichnis aus Anton Leinfelders "Nachklänge aus dem Leben des Franz Xaver Jann"

Ein Schriftenverzeichnis von Franz Xaver Jann zu erstellen ist eine herausfordernde Aufgabe, denn ein großer Teil der gegenaufklärerischen Schriften am Ende des 18. Jahrhunderts sind ohne oder mit falscher Verfassernennung erschienen.

Sicher verfolgbar sind seine Trauer- und Lustspiele, die er für die Theateraufführungen am Gymnasium St. Salvator in Augsburg geschrieben hat, denn er hat sie zwischen 1782 und 1821 bei fünf verschiedenen Verlagen in insgesamt sieben Bänden unter dem Titel: „Etwas wider die Mode.“ veröffentlicht. Diese Bände werden mitunter als Gesammelte Werke tituliert.

Für seine sonstigen Schriften gibt uns Janns Biograph Anton Leinfelder in seinem 1832 in Kempten bei Kösel erschienenem Buch: „Nachklänge aus dem Leben des Franz Xaver Jann, ehemals Professor am Gymnasium bei St. Salvator in Augsburg.“ ein Verzeichnis mit 13 Einträgen an die Hand, doch ist nicht alles darin bibliographisch nachweisbar, kleinere Schriften sind nicht im Einzelnen aufgeführt und manches dürfte darin fehlen.

Vier Titelblätter der Bände 4 bis 6 von "Etwas wider die Mode" und ein frühklassizistischer Augsburger Ledereinband aus der Reihe mit einem Zirbelnussmotiv.

 

Der Lehrer und schwäbische Mundartdichter Wilhelm Wörle, geboren am 3. Januar 1886 in Silheim, gestorben am 20. Januar 1959 in Augsburg, nach dem Tod des Vaters aufgewachsen auf dem Hof der mütterlichen Großeltern in Unterreichenbach bei Weißenhorn, hat in seiner Bauernstädte-Sonate Franz Xaver Jann als literarisches Erinnerungsdenkmal nebenstehendes Gedicht gewidmet.

 

Professor Franz Xaver J a n n  (* 1750 – 1838)
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Us diar hat müassa öbbes Richtigs werra,
d’r langa Näs nau ond am hoaha Goischt;
doch ’s Gsiecht ond ’s Hiera sind am Mensch it ’s Moischt:
’s stark Herz, a roina Seal geand eascht an Herra.

A guata Seal bischt gwea dur alle Zeita,
a tapfers Herz au in d’r schwearschta Stond.
Dei Liab hat ghoilat mancha tiafa Wond
ond mild vrgea am Haß von Zeitgoischts Seita.

Am Herrgott gwieha hat di scho dei’ Muatter
ond au am Volk, as Dichter , Sinn ond Keara
dur ’s Leaba, kendle fromm in Liad ond Spiel.

Schlauf wohl im warma Hoimatsand, du Guater!
Dei hoaher Goischt schweabt über Sonn ond Sterara
ond leuchtat all im Hoimattal an ’s Ziel.

                                              Wilhelm Wörle                                                                                                        (Aus Bauernstädte-Sonate)

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