Alle Figuren auf dieser Seite stammen aus Grulich, heute Králíky, einer Kleinstadt in Nordböhmen, im Adlergebirge und heute an der polnischen Grenze gelegen. Dort ist seit dem !8. Jahrhundert die häusliche Produktion von Krippenfiguren nachweisbar. Vergleichbar dazu war die noch heute blühende Hausindustrie im Erzgebirge, hier allerdings zumeist zusammengesetzt aus gedrechselten Einzelteilen, während die Grulicher Figuren durch die Verleimung grobgeschnitzter Einzelteile entstehen. Hier wie dort werden die Figuren bunt bemalt, wodurch ihre Wirkung und Ausdruckskraft enorm zunimmt. Die Figuren konnten in dieser holzreichen Gegend und unter den familiären Produktionsbedingungen billig hergestellt werden. Da Grulich einer der bekanntesten Wallfahrtsorte Böhmens war und zudem an einer der verkehrsreichsten Straßen des Habsburger Reiches lag, der Verbindungsstraße Wien-Brünn-Zwittau und durch die Schlesische Pforte hinüber nach Breslau lag, kamen viele Fremde und potentielle Käufer in den Ort. Der Absatz war also gesichert. Durch die zunehmende Industrialisierung und die Entstehung besser bezahlter Arbeitsmöglichkeit ist diese Hausindustrie im frühen 20. Jahrhundert fast verschwunden.
Die Grulicher Figuren wurden standardisiert in Form und Bemalung produziert. Übliche Größe war 10 cm bei kleineren Krippen. Um auch figurenreichere größere Krippen gestalten zu können und insbesondere auch kleine Kastenkrippen herstellen zu können, gab es standardmäßig auch Figuren in einer Göße von 7,5 – 8 cm. Fast alle der hier gezeigten Figuren gehören zu den letzteren.
Neben den üblichen Figuren aller Krippen, der heiligen Familie, den Königen und Hirten, gab es, wenngleich selten auch Sonderfiguren, Hohe Priester, die Flucht nach Ägypten mit einer reitenden Maria, Soldaten und Musikanten. Eine Besonderheit der Grulicher Figuren sind die Gabenbringen, von denen es viele Varianten gibt. Sie bringen Striezel,und Brote, Tauben, Hühner und Gänse, Fische, Weinfässchen und vieles mehr, mitunter auch so reichlich, dass die Zuhilfenahme eines Schubkarrens notwendig ist. Eine zweite spezifische Gruppe der Grulicher Figuren sind Handwerker, Wetzsteinmacher, Jäger, Bäuerinnen in Tracht und andere.
Der Aufbau der Krippen ist recht typisch. Ganz vorn ist eine schmale Ebene, dahinter ein relativ steil ansteigendes Gelände, ein richtiger Berg. Vorn in der Mitte eine kleine Geburtshöhle in einem palastähnlichen Gebäude, das in den Berg hinein gebaut ist. Auf der Ebene der Königszug und die Gabenbringer. Auf dem Berg stehen auf ganz schmalen Terrassen aus Pappe gebaute Gebäude, bunt bemalt, auf den schmalen Wegen wimmelt es von weiteren Gabenbringern, die der Krippe zuströmen. Ganz oben, hinter der Stadt am Hang ist oft eine Burg oder Festung, als Flachrelief oder gemalt.
Alles ist sehr farbenfroh und wirkt selbst bei nur mittelgroßen Krippen monumental und beeindruckend. Die in den alpenländischen Krippe oft dominierenden Hirten mit ihren oft recht großen Schafherden, haben es hier schwer genügend Platz zum Aufmarsch zu erhalten.