Kleine lithographierte Ansicht Weißenhorns von Osten um 1850.

Weißenhorn

Vorgeschichte

Das südliche Bayerisch-Schwaben, das Land zwischen Iller und Lech, zwischen Alpenrand und der Donau, wird von Süd nach Nord von zahlreichen kleineren Flüssen durchzogen, die allesamt der sie ableitenden Donau zufließen. Das Oberflächenrelief dieser allgemein Donau-Iller-Lech-Platte genannten Landschaft ist das Ergebnis einer eiszeitlichen natürlichen Bearbeitung und ähnelt im Nordteil einer Wellblechplatte, mit feuchteren Rinnen und bewaldeten Höhen, im Süden ist es unregelmäßiger und bucklig durch die hier liegenden Endmoränen, durch das Geröll, das die abgetauten Eismassen hier abgeladen haben.

Zumindest seit der Jungsteinzeit lassen sich zahlreiche Siedlungsplätze durch Bodenfunde nachweisen. Auch bronzezeitliche Funde sind im Norden, am Rand von Donau- und Illertal, häufig, während die Residuen der Hallstattkultur, etwa 250 Grabhügel im Landkreis Neu-Ulm, auf den bewaldeten Höhen auffällig zu sehen sind. Aus der später folgenden Zeit der Keltenbesiedlung finden sich Rechteckschanzen im Bereich von Raunertshofen und Beuren an der Biber.

Kurz nach Christi Geburt besiedelten die Römer das noch immer weitgehend sich selbst überlassene Land und sicherten etwa um das Jahr 40 n. Chr. die Nordgrenze an der Donau durch den Limes, einen hölzernen Grenzwall, der jedoch schon fünfzig Jahre später nach Norden auf die schwäbische Alb verlegt wurde. Etwa ab dem Jahr 400 zogen sie sich wieder nach Süden zurück und gaben damit dem Druck der seit Mitte des 3. Jahrhunderts einfallenden germanischen Stämme nach. Es entstand vor allem in Südwestdeutschland das große Reich der Alemannen, das später unter merowingisch-fränkischen Einfluss geriet.

Unsere Gegend wurde ab dem Jahr 500 recht systematisch besiedelt. Dies erfolgte von Norden her und entlang der Flusstäler. Die neuen Siedlungen wurden im Abstand von etwa 2,5 km, in den Tälern angelegt. Die landwirtschaftlich minderwertigeren Höhen mit meist schweren Lehmböden blieben bewaldet.

Im Rothtal lagen die Dörfer meist am steilen Abfall einer sich östlich über lange Strecken hinziehende Hochterrasse. Eindrucksvoll bis heute die weit nach Westen hinaus strahlende Silhouette von Pfaffenhofen an der Roth mit ihrer direkt an der Hangkante erbeuten, hoch aufragenden Martinskirche, deren Patrozinium die frühe Erbauung und die hohe Bedeutung als Kirchenort anzeigt.

Die Stelle des heutigen Weißenhorns lag damals auf Grafertshofer Gebiet und war wohl freies Land, das erst mit der Gründung der Stadt bebaut wurde. Das zeigt auch die Tatsache, dass die Stadtkirche Weißenhorns, das 1338 erstmals als Stadt bezeichnet wurde, noch 1332 der Grafertshofer Mutterkirche St. Cyriakus unterstellt war.

Weißenhorn unter den Herren von Neuffen

Die Gründung Weißenhorns erfolgte in der zweiten Hälfte des 13. oder in den ersten Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts, genauer wissen wir es nicht. Beherrscht wurde das Gebiet damals, eventuell schon seit der Zeit um 1160, von der Familie von Neuffen. Die Ruine ihrer Stammburg Hohenneuffen liegt noch heute beherrschend am Albtrauf in der Nähe von Bad Urach und Metzingen. Der weiß leuchtende Kalkfels auf dem die Burg liegt, soll das Vorbild für das dreifache weiße Horn im Wappen Weißenhorns sein, er hat damit auch der Stadt ihren Namen gegeben.

Die Herrschaft Neuffens über Weißenhorn endete jedoch schon 1342 mit dem Tod von Berthold von Neuffen-Graisbach. Das Erbe dieses letzten Neuffener Herren von Weißenhorn fiel an Kaiser Ludwig den Bayern und damit an das Haus Wittelsbach.

Weißenhorn unter den Wittelsbachern

Die Inbesitznahme Weißenhorns war jedoch nur ein erster Schritt der nach territorialer Erweiterung im Westen strebenden bayerischen Herzöge. Sie konnten vor allem unter dem folgenden Herzog Georg, trotz des heftigen Widerstandes der nahen und kaufkräftigen freien Reichsstadt Ulm, ihren schwäbischen Landen weitere Gebiete hinzufügen, so 1481 und 1498 fast die gesamte Grafschaft Kirchberg und 1495 die Herrschaft Pfaffenhofen an der Roth. Erst der 1488 auf dem Reichstag von Esslingen erfolgte Zusammenschluss der Reichsstände Schwabens, iniziiert von Kaiser Friedrich III., der damit dem wittelsbachischen Streben Herzog Georgs nach der Markgrafschaft Burgau entgegenwirken wollte, verhinderte eine anhaltende Westerweiterung Bayerns.

1491 schafften es die Habsburger mit dem König und späteren Kaiser Maximilian und der finanziellen Unterstützung der Augsburger Familie Fugger, die an Bayern verpfändete Markgrafschaft Burgau auszulösen. Endgültig gestoppt wurde die Expansionspolitik der bayerischen Herzöge erst als sich Maximilian 1504 für sein Eingreifen im Bayerischen Erbfolgekrieg zu Gunsten von Herzog Albrecht IV. die Herrschaften Kirchberg und Weißenhorn abtreten ließ. Zur Inbesitznahme Weißenhorns am 4. Juli 1504 erschien der spätere Kaiser Maximilian sogar persönlich in der Stadt.

Weißenhorn unter den Habsburgern

Wirklich regiert wurde die Stadt von den Habsburgern sicher nicht, denn noch im gleichen Jahr verpfändete der sich immer in finanziellen Nöten befindliche Maximilian Weißenhorn an seinen Freund Graf Eitel Friedrich II. aus dem schwäbischen Zweig der Hohenzollern, der aber die meiste Zeit in Diensten bei seinen brandenburgischen Vettern zubrachte. Doch schon 1507 musste Graf Eitel Friedrich II. das Pfand wieder zurückgeben, denn ein Verkauf stand an.

Weißenhorn unter den Fuggern

Am 27. Juli 1507 besiegelten König Maximilian und der Augsburger Handelsherr Jakob Fugger den Kauf der Grafschaft Kirchberg und der Herrschaften Wullenstetten, Pfaffenhofen und Weißenhorn zum Preis von 50 000 Gulden. Enthalten waren alle Herrschaftsrechte, auch die hohe Gerichtsbarkeit.

Die älteste gedruckte Ansicht der Stadt Weißenhorn entstammt dem 1593/1618 erschienenen Porträtwerk der Familie Fugger: "Fuggerorum et Fuggerarum imagines" geschaffen vom Augsburger Kupferstecher Dominicus Custos. Eine von seinen Stiefsöhnen Lukas und Wolfgang Kilian erweiterte Auflage erschien 1618. Die Porträts in den Auflagen von 1593/1618 sind - im Gegensatz zu zwei späteren Auflagen (1620 und 1754) - mit prächtigen, altarförmigen Rahmen umgeben, in deren Sockel die Ansicht von Weißenhorn eingefügt ist. Dies allerdings nur auf zwei Blättern, dem Porträt Jakob Fugger d. J. und dem des Hieronymus Fugger, weshalb Originaldrucke der Weißenhorner Ansicht recht selten sind.
Das kleine Ölbild zeigt die 1859 eingestürzte Weißenhorner Pfarrkirche. Elf Tote und viele Verletzte hatte die Stadt zu beklagen. Links daneben der bis heute fast unverändert bestehende älteste Teil des Schlosses. Ganz rechts steht noch der Pfaffenturm, der 1864 dem Neubau der Pfarrkirche Platz machen musste und abgerissen wurde.